Donnerstag, 9. August 2012

Alles Mumpitz: Bakterienalarm!

Der Rostocker Brunnen der Lebensfreude auf dem Universitätsplatz wird umgangssprachlich auch als "Pornobrunnen" bezeichnet: Dort treiben es in einer runden, mit Pflastersteinen ausgelegten Schale auf einem Durchmesser von 20 Metern allerhand Plastiken inmitten von Wasserspeiern miteinander. Menschen, Wildschweine, Möwen, Hunde und anderes Getier. Die reinste Orgie. Im Sommer ist es bei Schönwetter nahezu unmöglich, den Brunnen zu fotografieren, ohne gleich skeptische Blicke auf sich zu ziehen, denn er gilt als Treffpunkt junger Eltern, die ihre Kinder zu Exhibitionisten zu erziehen scheinen. Eine Prüfung der Wasserqualität hat nun katastrophale Ergebnisse erbracht: Der verruchte Lust-Brunnen ist verseucht mit Darmbakterien der übelsten Sorte. Coli und so. 

Die Ämter, die Wassertester, die Eltern: alle fragen nun schreckhaft, woher denn jetzt ausgerechnet solche schlimmen Bakterien herkommen, die im Verdauungstrakt des Menschen heimisch sind.

Natürlich stammen sie nicht vom eigenen Nachwuchs, dem die junge, hippe Mutti mit Jesuslatschen, Wickelklamotten und zartem Damenbärtchen die Kleider vom Leib reißt und splitternackt in den Brunnen scheucht. Dabei natürlich immer ein argwöhnisches Auge auf die gegenüber auf der Bank sitzenden Menschen werfend, die diesen schamlosen Anblick mitten in der Stadt gefälligst niedlich zu finden haben, "...Sie Kinderhasser, Sie!" Und natürlich stammen die Bakterien auch nicht von den flüssigen und festen Ausscheidungen, die sich in das Wasser ergießen, wenn das Fräullein Mama vor etwa 150 Zuschauern ihr unbekleidetes Kind breitbeinig über eine der kleinen Fontänen hält und "es laufen lässt". "Schließlich muss das Kleine mal und außerdem wirds ja weggespült! Sie Kinderhasser...!"

Nein, die Gefahr lauert offensichtlich an ganz anderer Stelle: Sie hechelt mit langen Zungen, gebändigt an Leinen und wartet nur darauf, auf den sauberen Brunnen losgelassen zu werden. Doch als würde man einen Stein in einen Taubenschlag werfen, kommen hysterische Eltern sofort herangeflattert, wenn man mit seinem Vierbeiner auch nur das Gewässer ansteuert: "Das Kind ist in Gefahr, Sie...!", na Sie wissen schon. Hauptsache "weg mit der Töle!".

Man darf gespannt sein, wie es weitergeht. Den Brunnen für badende Kinder zu sperren wird keine Lösung sein. Oder welcher Kontrolleur vom Ordnungsamt will sich mitten in der Stadt von wilden Frauenzimmern aus der hintersten Reformhausecke als Kinderfeind brandmarken lassen. Womöglich gar als Pädophiler, "...oder wozu ist die Kamera da, Sie Lustmolch?!"

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